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Rucksack- Wissen
Ein Rucksack bedeutet Unabhängigkeit und ermöglicht
Touren fernab der Zivilisation. Finden Sie heraus, welcher
Rucksacktyp zu Ihnen passt.
Die Geschichte des Lastentransports ist so alt wie die
Menschheit selbst: Wahrscheinlich fing es an mit einem Bündel
Holz oder einem Stück Wild, das man sich über die Schulter
warf.
Dann folgten Fellbeutel und geflochtene Körbe mit
Schulterriemen. Richtig bequem war das aber nicht, schließlich
saß die gesamte Last auf den Schultern. Angenehmer gingen die
Frauen ans Werk: Ihr Kind trugen sie in Tücher gewickelt nah
am Körper und auf den Hüftknochen.
Genau dieses Prinzip findet man heute bei modernen Rucksäcken:
Ein Hüftgurt überträgt einen Großteil des Gewichts auf Hüfte
und Becken, anpassbare Rückensysteme sorgen dafür, dass der
Packsack möglichst nah und passgenau am Körper sitzt. So
lassen sich dann auch schwere Lasten leicht tragen.
Der Markt bietet mittlerweile Modelle für jedes
Tourenvorhaben. Bevor Sie sich einen Rucksack zulegen, sollten
Sie sich also Gedanken darüber machen, wofür Sie ihn
brauchen. Für Tagestouren, mehrtägige Hüttentouren oder für
ausgewachsene Trekkingtouren mit schwerem Gepäck?
Davon hängt alles Weitere ab.
Für Tagestouren benötigt man ein Modell mit 25 bis 35 Liter
Volumen.
Die modernen Versionen sitzen komfortabel und sind dank
vieler Erfindung gut belüftet: Mitte der achtziger Jahre
entwickelte sie einen Rucksackrücken, der durch ein Netz so
unter Zug gesetzt wird, dass er sich wölbt. Vorteil: Zwischen
Körper und Rucksackrücken bleibt Platz, in dem Luft
zirkulieren kann, was die Schweißbildung reduziert. Das
funktioniert so gut, dass man heute fast nur noch Wanderrucksäcke
mit Netzrücken findet. Die Konstruktion hat aber auch zwei
Nachteile:
Durch die Wölbung lassen sich die Rucksäcke nicht ganz so
einfach bepacken, und das Gewicht liegt recht weit vom Rücken
entfernt. Deswegen sitzt der Rucksack nicht ganz so sicher,
was aber nur beim Skifahren oder auf Klettersteigen stört.
Besser in diesem Fall: Rücken, bei denen man die Wölbung bei
Bedarf wieder aufheben kann. Alternativ wählt man ein Modell
ohne Netz. Es sollte dann aber über Schaumstoffkanäle am Rücken
verfügen, die parallel zur Wirbelsäule verlaufen. Solche
Modelle bieten eine gute Ventilation und sitzen sicher am Rücken.
Manche Wanderrucksäcke verfügen genau wie ihre größeren
Kollegen über einen gepolsterten Hüftgurt. Nötig ist er
aber nur, wenn man zu Nackenverspannungen neigt. Für die übrigen
Details gilt: Gut ist, was gefällt. Seitentaschen und ein
Deckelfach schaffen Ordnung, wer mehr Fächer benötigt, ist
wahrscheinlich Apotheker.
Für Wochenendtrips, Hütten- oder Klettertouren eignet sich
ein Tourenrucksack mit 30 bis 50 Liter Volumen. Er sieht dem
Trekkingrucksack ähnlich, ist aber kleiner, sein eng am Rücken
anliegendes Tragesystem für geringere Lasten ausgelegt und
flexibler. Er wiegt weniger, und selbst bei schwierigen
Kletterpassagen behindert er kaum. Zusätzliches Gewicht spart
man bei Tourenrucksäcken, indem man auf ein extra Bodenfach
im Packsack verzichtet – man braucht es nicht. Dasselbe gilt
für Seitentaschen, die den Rucksack zudem sperrig machen.
Nicht verzichten sollten Sie hingegen auf ein Fach im
Rucksack, in dem man eine Trinkblase unterbringen kann. Auch
so genannte Kompressionsriemen seitlich oder vorne am Packsack
sind sinnvoll. Man zieht sie bei halbvollem Rucksack an: So
bringt man das Gepäck näher an den Rücken und trägt die
Last kontrollierter. Wer auf Alpintour will, braucht zudem
eine Pickelhalterung und eine im Material verstärkte
Steigeisen-Befestigung.
Oder haben Sie ganz große Pläne? Wollen Sie zu mehrtägigen
Outdoor-Touren aufbrechen und im Zelt übernachten? Dann
kaufen Sie sich am besten einen 60 bis 80 Liter großen
Trekkingrucksack. In ihm findet das gesamte Hab und Gut
einschließlich der Verpflegung Platz. So kommen schnell 20
Kilogramm und mehr zusammen, ein gutes Tragesystem ist da
Pflicht. Den wichtigsten Part übernimmt dabei der Hüftgurt.
Er sollte einerseits möglichst steif sein, damit er die Last
sauber aufs Becken überträgt, andererseits darf er weder drücken
noch scheuern. Am besten gelingt dieser Spagat mehrlagigen
Gurten: Außen sorgen sehr fester Schaum oder eine
Kunststoffschale für hohe Steifigkeit, die Innenseite besteht
aus weichem, gut polsterndem Material. Der Rücken wird durch
ein oder zwei Alustreben versteift. Alternativ kommen
Kunststoffplatten und Glasfaser- oder Metallstreben zum
Einsatz. Damit nichts drückt, liegen darüber Rückenpolster.
Der Packsack besteht in der Regel aus zwei Kammern: dem Haupt-
und dem Bodenfach. Kleinkram packt man in die Deckeltasche.
Praktisch, wenn sie nicht am Rucksack festgenäht ist, sondern
nach oben ausziehbar – dann kann man noch etwas darunter
klemmen. Das Hauptfach belädt man gewöhnlich von oben, doch
mittlerweile gibt es immer mehr Modelle mit einer zusätzlichen
Frontöffnung. Deren Praxisnutzen ist aber umstritten. Auf
jeden Fall sinnvoll sind hingegen auch bei einem
Trekkingrucksack ein Trinksystemfach und Kompressionsriemen.
Grundsätzlich gilt aber: Je weniger am Rucksack dran ist,
desto niedriger das Eigengewicht, und desto weniger müssen
Sie schleppen. Auf Tour ist man für jedes Gramm dankbar.
Der beste Rucksack entpuppt sich allerdings als Fehlkauf, wenn
er nicht richtig passt – egal ob beim Wandern, Klettern oder
Trekking. Setzen Sie den Rucksack auf und schließen Sie den Hüftgurt,
so dass sein oberes Drittel den Beckenknochen sauber umschließt.
Stramm anziehen. Überprüfen Sie den Ansatzpunkt der
Schultergurte am Rückenteil: Je nach Form liegt er
optimalerweise auf Höhe der Schulterblätter oder knapp
unterhalb der Schulteroberkante. Bei vielen Modellen kann man
das einstellen. Nun die Passform der Schulterträger
kontrollieren: Reicht die Polsterung über die Brust hinaus,
oder sind die Träger zu kurz? Ganz zu Schluss schauen Sie
sich die Lastkontrollriemen an.
Sie verlaufen vom Schultergurt hinauf zum Packsack. Bei
Trekkingrucksäcken sollten sie in einem Winkel von 45 Grad
ansteigen. Nur so kann man die Schultern entlasten. Bei
Touren- und Wanderrucksäcken spielt der Winkel hingegen eine
untergeordnete Rolle. Hier dienen die Lastkontrollriemen vor
allem dazu, den Rucksack am Rücken zu stabilisieren. Nach der
Anprobe marschieren Sie mit dem Modell, das am besten passt, für
eine halbe Stunde durch den Laden. Wenn dabei nichts drückt
oder scheuert, haben Sie Ihren idealen Rucksack gefunden.
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