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Druck gegen Dreck ! Hochdruckreiniger - Ratgeber
Mit einem Hochdruckreiniger lassen sich - neben vielem
anderen - festsitzender Schmutz, Moos auf Gehwegplatten oder
auch Dachrinnen problemlos säubern. Dies funktioniert, weil
das Wasser unter hohen Druck gesetzt und damit seine
Reinigungswirkung erhöht wird.
Was simpel aussieht, hat jedoch im Detail eine Menge
Unterschiede: Wasser ist eben nicht gleich Wasser.
Hochdruckreiniger sind Umweltschützer in Sachen
'Wasser':
Durch einen normalen Wasserschlauch fließt in derselben
Zeiteinheit bis zu acht Mal mehr Wasser als durch einen
Hochdruckreiniger. Das ist besonders deshalb zu beachten, weil
wir für die meisten Reinigungs- und Bewässerungsarbeiten
im Außenbereich heute immer noch zu oft das viel zu kostbare
Trinkwasser verwenden.
In den letzten Jahren haben die
Kaltwasser-Hochdruckreiniger einen rasanten Preisverfall
erlebt. Für den privaten Kunden bedeutet dies unglaublich
attraktive Einstiegspreise, weil schon Discounter diese
Gerätegruppe seit einigen Jahren vermarkten. Ein Fachmann auf
diesem Gebiet hat diese Niedrigpreis-Geräte einmal als
'bessere Mundduschen' qualifiziert. Was er damit meint, wollen
wir weiter unten ein bisschen näher betrachten.
Zu den Grundkomponenten aller Hochdruckreiniger gehören
Antriebsmotor, Hochdruckpumpe und Sprühlanze. Zum Antrieb
werden üblicherweise Elektromotoren mit 230 bzw. 400 V
Leistung verwendet. Einen geringen Anteil am Gesamtmarkt
machen die Geräte mit Verbrennungsmotoren aus. Zum Einsatz
kommen Zwei- oder Viertaktmotoren in benzin- oder
dieselbetriebenen Varianten.
Bevor wir hier noch ein wenig tiefer in die Technik
einsteigen, wollen wir noch die Unterscheidung in Kalt- &
Warmwasser-Hochdruckreiniger erläutern: Kaltwasserreiniger
heißt, dass das Gerät selbst kein warmes Wasser erzeugt. Zur
Verbesserung der Reinigungsleistung kann aber Wasser aus einer
Warmwasserleitung zugeführt werden. Die Hersteller geben
jeweils an, welche maximale Temperatur das zugeführte Wasser
dabei haben darf. Diese Zahlen sollten eingehalten werden,
weil sie das Ergebnis umfangreicher eigener Versuche des
Herstellers sind. Insbesondere Dichtungen können sonst in
Mitleidenschaft gezogen oder sogar völlig zerstört werden.
Die Warmwasser-Hochdruckreiniger haben einen
eingebauten Brenner, der mit Heizöl oder elektrischem Strom
das kalte Wasser aufheizt. Aufgrund der aufwendigen
Konstruktionen und des damit verbundenen hohen Preises haben
diese Geräte noch nicht die breiten Käuferschichten finden können,
wie das bei den Kaltwassergeräten der Fall ist. Die
Warmwassergeräte sind auf jeden Fall fahrbare Geräte.
Die Hochdruckpumpe ist sozusagen das Herz eines
jeden Hochdruckreinigers. Meistens kommen in ihr Axialpumpen
mit 3 Kolben zum Einsatz.
Diese Kolben werden Plunger genannt (Engl. für:
Tauchkolben, Ventilkolben). Die drei Kolben sind deshalb
notwendig, weil sich Wasser - wie alle Flüssigkeiten - im
Gegensatz zu Gasen nicht zusammendrücken lässt. Die Plunger
sorgen nun dafür, dass sich im Wasser trotzdem Druck aufbaut.
Bei geöffneter Sprühlanze tritt das Wasser dann unter hohem
Druck aus. Bei geschlossener Sprühlanze und laufendem Motor
sorgt ein Bypassventil dafür, dass sich im Hochdruckreiniger
kein Druck aufbauen kann, der den Motor oder die Pumpe beschädigen
könnte.
Von Messing über ALU zu Kunststoff:
In die ersten Hochdruckreiniger wurden zu Anfang nur
hochwertige Komponenten eingebaut. Damit pendelte sich ein
Preisniveau ein, das die Stückzahlen in engen Grenzen hielt
und die Verwendung auf professionelle Einsatzgebiete beschränkte.
Verwendet wurde Messing für den Pumpenkopf in Verbindung mit
keramikbeschichteten Plungern und Ventilsitzen in Edelstahl.
Heißwassergeräte kannte man nicht, weil die thermische
Belastung der Komponenten einfach zu hoch war und noch keine
transportablen Brenner gebaut werden konnten.
Es ist leicht nachvollziehbar, dass es technisch äußerst
schwierig ist, drei Kolben mit ihren sich bewegenden Teilen in
einem relativ kleinen Gehäuse unterzubringen und dann auch
noch über einen längeren Zeitraum dicht zu behalten. Das
ging zu Anfang nur in der beschriebenen aufwendigen Art.
Später kam Aluminium als Pumpenmaterial hinzu, welches
durch spezielle Verfahren so widerstandsfähig gemacht wurde,
dass es den hohen Belastungen in einem Hochdruckreiniger
standhalten konnte. Messing und Aluminium liegen kosten- und
produktionsmäßig bereits weit auseinander, so dass die aus
Aluminium gefertigten Hochdruckreiniger schon einmal eine
ganze Ecke billiger wurden.
Heute ist Aluminium noch bei den semiprofessionellen und den höherwertigen
Modellen für Privatleute zu finden. Der neueste Werkstoff,
der in Hochdruckreinigern verarbeitet wird, sind moderne Kunststoffe.
Die ersten Pumpen aus Kunststoff waren auf Laufzeiten von
etwas über 150 Stunden ausgelegt. Für einen Privatmann
sicher eine Menge Zeit, aber für einen Dauerbenutzer eben
doch zu wenig. Die anfangs auftauchenden Probleme mit den
Kunststoffen sind heute gelöst.
Was bleibt, ist die Frage, welches Gerät brauche ich für
welchen Zweck, welche Einsatzzeit hat es und was muss es
leisten? Nur an diesen Kriterien sollte sich der Käufer eines
Hochdruckreinigers orientieren. Und dann ist auch klar, dass für
Kurzeinsätze auch ein billiges Gerät in Frage kommen kann.
Mit den verschiedenen Werkstoffen hat sich eine schier unübersehbare
Typenvielfalt bei Hochdruckreinigern herausgebildet, die
selbst für den Fachmann nicht immer durchschaubar ist.
Die Absatzkanäle Fachhandel und Baumärkte verkaufen in
Deutschland mit Abstand die meisten Hochdruckreiniger. Fast
zwei Drittel der Menge und die Hälfte des Wertes setzen davon
die Bau- und Heimwerkermärkte um. Sie sind es also, die das
Volumen bestimmen, nicht aber die Qualität, welche eher beim
Fachhandel angesiedelt ist. Dort werden auch Beratung und
Werkstatt-Dienstleistungen angeboten.
Viel zu viele Nutzer von technischen Geräten berücksichtigen
heute nur noch den Kaufpreis, der möglichst niedrig zu sein
hat. Besser ist es aber, die unvermeidlichen Reparaturen und
Wartungsarbeiten mit in die Laufzeit des Gerätes mit
einzukalkulieren.
Viele Nutzer glauben, dass viel Druck viel hilft. Also
greifen sie zu dem Gerät, das den meisten Druck in bar zur
Verfügung stellt. Das ist aber nicht richtig. Nur in den
seltensten Fällen wird ein Druck von über 150 bar benötigt.
Eine Autowäsche sollte bei deutlich unter 100 bar durchgeführt
werden, weil sonst der Lack durch die hohe Wasserkraft
regelrecht abgeschmirgelt wird. Auch das Reinigen von Putz-
oder behandelten Holzoberflächen sollte vorsichtig geschehen,
um nichts durch den Wasserstrahl zu zerstören, was dann nur
wieder mit hohem Aufwand repariert werden kann.
Also: weniger ist hier oft mehr. Viel wichtiger ist
eine gute Regulierbarkeit des Druckes, der am Druckmanometer
des Gerätes oder bei den neueren Geräten schon an der Lanze
vorgenommen werden kann.
Ein paar Punkte können beim Kauf ausschlaggebend sein und
sollten beachtet werden. Da ist z.B. die Motor- /
Pumpenabschaltung, die dann sofort einhakt, wenn der
Pistolengriff geschlossen wird. Das schont die Pumpe ungemein
in Bezug auf Haltbarkeit und Reparaturanfälligkeit.
Praktisch ist außerdem noch eine Antidrilleinrichtung
für den Hochdruckschlauch. Wer sie hat, wird gar nicht
merken, wie leicht sich so ein steifer Schlauch verdrillt. Wer
sie nicht hat, der verbringt eine Menge Zeit damit den
verdrehten Schlauch wieder so gerade zu bekommen, dass damit
auch weitergearbeitet werden kann.
Sinnvoll für die Zuleitung zum Hochdruckreiniger ist auf
jeden Fall eine Schlauchtrommel: Sie sorgt dafür, dass
der Schlauch nicht zur unbezähmbaren Schlange wird, und
trotzdem ein großer Bewegungsradius möglich bleibt. Bei der
Schlauchtrommel ist darauf zu achten, dass sie über einen
ausreichend langen Hebel bedient werden kann, der zudem noch
gut erreichbar am Gerät angebracht sein sollte.
Ein Punkt, der am Anfang der Hochdruckreiniger-Geschichte für
fahrbare Geräte zu bemängeln war, heute aber fast durchgängig
behoben ist, sind die großen Räder. Der große
Raddurchmesser ist nämlich entscheidend dafür, wie
Unebenheiten auf Wegen und Plätzen überwunden werden können.
Halterungen für Schlauch, Lanze & Zubehör sollten
gut erreichbar und kräftig dimensioniert sein. Eine lose Sprühlanze
und einen langen Schlauch in der einen Hand hinter sich
herziehen zu müssen, und in der anderen den
Hochdruckreiniger, das ist schon ein unangenehmer Balanceakt.
Ein eingebauter Reinigungsmitteltank ist ebenfalls ein
Qualitätskriterium: Mit den Reinigern wird eine mehrfach höhere
Reinigungsleistung erreicht. Hier ist aber immer der Punkt
'Umweltverschmutzung' zu berücksichtigen. Im Zweifel sollte
bei den zuständigen Wasserwirtschaftsbetrieben nachgefragt
werden, ob der Einsatz von Reinigern im Abwasser erlaubt ist.
Die Qualität eines Hochdruckreiniger setzt sich auch aus den
verwendeten Teilen für Schlauch und Lanze zusammen:
Eine Messingverschraubung an den Schlauchenden ist hier wieder
als technisch langlebigste Variante anzusehen und im Schlauch
selbst ist es ein hochwertiges Stahlgewebe einschließlich
einer Ummantelung, die besonders widerstandsfähig ist. Die
Sprühlanze ist ebenfalls von höchster Qualität, wenn
Verschraubung und Kopf aus dem gelben Material gefertigt sind.
Bei den einfachen Geräten wird als Schlauchmaterial
Textilgewebe verwendet. Die Lanze ist aus Kunststoff,
aufwendige Verschraubungen an den Übergängen zwischen Gehäuse,
Schlauch und Lanze sind als simple Bajonettverschlüsse ausgeführt.
Der Zubehörbereich für Hochdruckreiniger hat
mittlerweile eine fast unübersichtliche Größe erreicht.
Bei manchen Anbietern füllt das Zubehör ganze Katalogseiten.
Für den vielfältigen Einsatz sind die Spezialteile aber
durchaus sinnvoll: Im privaten Bereich werden am meisten Dreckfräser
und Waschbürste fürs Auto eingesetzt.
Sinnvoll ist auch das Rohrreinigungs-Set, das in
verstopften Abflussrohren oder Dachrinnen wieder für Durchgang
sorgt. Dabei wird ein spezieller Kopf eingesetzt, der sich
durch den Wasserdruck seitlich im Rohr 'abstützt' und nach
vorne die Verstopfung löst & wegspült. Durch den hohen
Druck des Wassers wandert der Schlauch im Rohr weiter, bis die
Wege wieder frei sind.
Spezieller wird es dann mit Lösungen für das Unterbodenreinigen
von Kraftwagen oder Fassreinigern. Dazu kommen noch
spezielle Einrichtungen für den Pflanzenschutz, aber auch
Zubehörteile zum Nass-Sandstrahlen, zum Staub- und
Wassersaugen oder sogar zur Tierpflege.
Dreckfräser - Dieses Zubehörteil erfreut sich bei den
Käufern immer hoherer Beliebtheit. Nach Schätzungen kauft
sich jeder zweite dieses Teil am ehesten nach, wenn es denn
nicht schon im Paket des neuen Hochdruckreiniger enthalten
ist. Gegenüber dem Flachstrahl hat der Dreckfräser eine etwa
zehnfach höhere Reinigungsleistung. Ein punktförmiger Strahl
mit hoher Reinigungs- aber geringer Flächenleistung wird mit
einer hohen Umdrehungszahl im Kreis bewegt. Heute wird
versucht, dem Dreckfräser auch eine höhere Flächenleistung
mitzugeben, was zum Teil auch durchaus gelungen ist.
Mehrfachdüsen vereinigen mehrere Düsenarten
miteinander und ermöglichen so, eine schellen Wechsel
zwischen Punkt- und Flachstrahl, oder
Reinigungsmittelansaugung ohne Unterbrechung des
Arbeitsvorganges. Variodüsen ermöglichen es, alle
Spritzwinkel stufenlos einzustellen.
Waschbürsten sind ebenfalls sehr beliebt. Bei manchen
dreht das Wasser die Bürsten, sie werden deshalb auch als
rotierende Waschbürsten bezeichnet. In Verbindung mit
Reinigerzusätzen ist diese Art der Hochdruckreinigung sehr
effektiv und schonend.
Sandstrahlen - Eine spezielle Anwendungsart von
Hochdruckreiniger ist das Nassstrahlen. Dabei wird dem Strahl
an der Düse ein Strahlmittel beigegeben. Verwendet werden
spezielle, umweltfreundliche Granulate, so dass Abbeizer oder
Lackentferner entfallen. Das nasse Verfahren produziert im
Gegensatz zum Sandstrahlen auch keinen Staub und ist deshalb für
den Bediener deutlich atmungsfreundlicher.
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